Café International der Initiative Willkommen in Wermelskirchen

          -   jeden Donnerstag von 19.15 - 21.15 Uhr, Jugendetage, Gemeindehaus Markt  - 

                             

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17.12.2015, Cafe International, Birgit Stübner

Das letzte Mal für 2015, nächster Öffnungstermin: 07.01.2016

Heute war es richtig voll im Cafe International. Mir persönlich fehlten zwar zwei meiner Lieblingsbekannten, dennoch war es ein gelungener Abend mit vielen Gesprächen. Neben den verbesserten Deutschkenntnisse hört man auch weitere Erfolge: Sprachtestergebnisse, Ausbildungsoptionen. Interessant ist auch, dass ausgerechnet die Flüchtlinge selbst monieren, zu viel mit Landsleuten zu sprechen und sich dabei bei dem Erlernen der deutschen Sprache im Weg zu stehen. Sie selbst möchten das ändern! Und dazu sollten wir alle ihnen möglichst viel Gelegenheit geben.

Hier ist die Wermelskirchener Bevölkerung auch gefragt. Sprecht Sie ruhig an, sie freuen sich über Kommunikation. Es erschreckt sie nur, wenn sie in der Schule etwas lernen, dass wir sie dann anschauen, wenn sie es anwenden. Weil: Wer von uns spricht schon sauberes Hochdeutsch in korrekter Schulweise?! Und sie verstehen unsere Antworten nicht immer, weil wir ja Umgangssprache sprechen. Und genau die wollen sie trotzdem auch lernen, damit sie nicht außen vor bleiben. Ich kennen das von einer (ehemals polnischen) Kollegin von mir. Sie sprach besser deutsch als die meisten Kollegen und wurde deswegen "schief" angesehen, weil es so hochtrabend klang. Ein Blick in den Spiegel wäre für einige der "schief-Blicker" sinnvoller gewesen!

Neben den ganzen Gesprächen mit Flüchtlingen und vielen der mir inzwischen vertraut gewordenen Helfer habe ich persönlich mich heute abend sehr über die Anwesenheit von Herrn Bleek gefreut. Hautnahe Politik empfinde ich als deutlich besser als abstrakte Schreibtischtäterei. Auch das ist Integrationsarbeit, gerade weil ein Großteil der Flüchtlinge aus Ländern kommt, in denen der politischen Führung alles andere als vertraut werden konnte. Richtig gut finde ich es dann, wenn Flüchtlinge sich auch noch trauen, Politiker anzusprechen! Hut ab! Das ist doch ein tolles Ergebnis.

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03.12.2015, Cafe International, Birgit Stübner

Die Spezialität des Hauses

Heute war ich arbeitsbedingt erst spät im Cafe International. Viele Kontakte vertiefen sich jetzt, so dass ich nicht mehr alles veröffentliche. Ich kann nur jedem empfehlen, einfach einmal selbst vorbeizuschauen. Es lohnt sich: Derart viele Nationalitäten, Religionen und Kulturen auf relativ kleinem Raum derart freundlch vereint wird nicht überall "serviert".

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26.11.2015, Cafe International, Birgit Stübner

„Alteingesessene Neuankömmlinge“

Wie jede Woche auch heute sehr interessante Gespräche, in allen Sprachen, deutsch, englisch, französisch, arabisch, diverse weitere, die ich nicht wirklich kenne, und die Faszination, dass sich erneut jemand findet, der vermittelt, wenn das Gespräch an einer Stelle nicht weitergeht, weil ein Wort fehlt, weil ein Satz nicht verstanden wird, ein Zusammenhang unklar ist. Es ist völlig egal, wer wo hakt, es findet sich stets ein Weg der Kommunikation! Es ist einfach immer wieder ein Erlebnis!

Was gibt es Neues? Zum einen war es eine Freude zu hören, dass einer unserer Engst-gemochten (ist immer etwas relatives!) sein Asyl durchgekriegt hat. (Juchhu, juchhu, juchhu!).

Zum anderen lernt man ja nicht aus, wenn man auf einen „Neuankömmling“ zugeht, der dann eigentlich so gar nicht ins Muster passt: Es war interessant zu hören, wie behördliche Aktionen verlaufen können, zu denen man als Mensch nur mit dem Kopf schütteln kann. Wenn jemand die Hälfte seiner Kindheit hier verbracht hat, später hier arbeitet, hier Geld verdient, hier Steuern zahlt und dann nach fast 20 Jahren ausgewiesen wird, da fehlen einem einfach die Worte. Umso schöner, wenn es ihm dann 5 Jahre später doch gelingt, in seine eigentliche Heimat Deutschland wieder einreisen und bleiben zu dürfen und wir auch noch das Glück haben, ihm zu begegnen, um überhaupt von solchen Schicksalen zu erfahren.

Da fragt man sich, wieso „die Politik“ bei der Erfindung solcher Gesetzesgrundlagen von Integration spricht, wenn genau solche jahrelang Intergrierten dann ausgewiesen werden können. Es sind Deutsche, das merkt man nicht nur an der Sprache, sondern auch an den Dingen, über die man sich mit ihnen unterhält. Da ist keine Abweichung von uns, überhaupt keine zu finden. Sie ärgern sich über die gleichen Themen, sie sehen die gleichen Verbesserungen, aber auch die gleichen Verschlechterungen, sie sehen die gleichen Veränderungen und sie sehen die gleiche Tradition. Wie sollen sie auch etwas anderes sehen, wenn sie im Alter von unter 10 hier angekommen sind? Sie kennen doch ihr angebliches „Herkunftsland“ überhaupt nicht wirklich.

Schade für ihn finde ich, dass er „staatlich angeordnet“ alles bis dahin Aufgebaute mehr oder minder verloren hat, und nun wieder neu aufbauen muss. Es bedarf schon sehr viel deutscher Mentalität bei derartigem nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern ihn nur zu schütteln und weiterzumachen. Da er die ja hat, braucht man sich hier nicht zu sorgen! Er wird es schon hinkriegen.

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19.11.2015, Café International, Birgit Stübner

„Was können wir tun? - Wir fühlen uns in der Defensive.“

Die Attentate in Paris haben neben dem großen Leid der betroffenen Familien nicht nur Frankreich verändert, auch nicht nur die Weltpolitik. Sie haben auch das Gefühl unserer Flüchtlinge verändert. Ich wurde gefragt: Was können wir tun? Wir möchte doch zeigen, dass man vor uns keine Angst haben muss. Dass wir keine Terroristen sind. Wir fühlen uns in der Defensive und möchten etwas Sinnvolles unternehmen, damit die Angst der Bevölkerung vor uns weniger wird.

Was können wir tun? Womit können wir die Angst nehmen? Wie können wir darauf zugehen?
Sie versuchen zu verstehen, warum ein Teil der Gesellschaft Angst hat. Sie versuchen zu verstehen, wieso Schubladendenken bis hin zu Rassismus entsteht und was man dagegen tun kann. Und um von Deutschen verstanden zu werden, fragten sie Deutsche danach.

Allerdings die falschen Deutschen. Die, die keine Angst haben, die, die sich auseinander setzen, die, die hinsehen und differenzieren können, und die, die helfen. Und klar haben genau diese Deutschen genau deswegen auch keine Angst. Und die Antworten, die sie erhielten, waren in etwa: Sei einfach Du selbst. Lass Dich nicht durch Angst der anderen verändern. Vor allem nicht durch Angst derjenigen, die sowieso blind bleiben wollen. Sie würden nicht sehen, was Du tust, sie würden auch das wieder nutzen, um ihre eigene Angst weiter zu berechtigen. Bleib wie Du bist, Du bist ok. Versuch nicht, Menschen entsprechen zu wollen, die Dir sagen, Du seist nicht okay. Das bringt Dich nicht weiter und die auch nicht.

Aber die Frage an sich ist berechtigt. Was kann man tun? Und vor allem, was können Flüchtlinge tun, gegen Menschen, die Angst vor ihnen haben, die Angst vor der Situation haben, die Angst vor der Begegnung haben, die Angst vor ihrem Hiersein haben? Wie schafft man Begegnung, wenn die Begegnung von denjenigen gemieden wird, die sie am meisten benötigen. Denn das sind ja nicht die Flüchtlinge. Die machen sich Sorgen um Ängste der Deutschen und möchten sie den Deutschen nehmen.

Und natürlich ist der Ansatz richtig. Begegnung schafft Verständnis. Verständnis schafft Realitäts-Sicherheit. Und Realitäts-Sicherheit mindert „diffuse“ Angst. Sie haben also recht, aus der Defensive gehen zu wollen.

Wer konstruktive Ideen hat, immer her damit! Ich gebe diese gerne weiter. Oder kommt doch einfach selbst im Café International vorbei, berichtet von Euren Ideen!

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12.11.2015, Café International, Birgit Stübner hat sich fremdbedient

Rückkopplung im Cafe International (Willkommen in Wermelskirchen)

Der Abend im Café International war derart mit unterschiedlichen Gesprächen gefüllt, dass ich kaum alles wiedergeben kann und auch nicht möchte. Aber eines ist so hängen geblieben, dass ich es am nächsten Tag meinen Kollegen erzählte, und die auch herzlich lachten.

Ein Besucher des Café International berichtete mir von der Anfangszeit, als ihm unsere Sprache und vor allem unsere Satzmelodie begegnete. Er verstand noch kaum ein Wort, warum es ihn auch so dermaßen irritiert hat. Den ganzen Tag in den Büros waren die Stimmen einigermaßen gleichmäßig, die Satzmelodie relativ aus- geglichen, kaum Höhen und Tiefen erkennbar. Nur zu zwei Zeiten trat sie stark hervor: Am Morgen und am Abend.

Welche Änderung der Satzmelodie (inklusive Theatralik) wir doch benutzen, wenn wir Guten Morgen oder Tschöööö trällern(!). Achtet mal darauf. Ich habe mir den Bauch vor Lachen gehalten, weil es so zutreffend ist, was der Mann mir mitgeteilt hatte. Es stimmt, mit den meisten Kollegen bei mir im Gang rede ich fast den ganzen Tag nicht, aber morgens und abends ohne das Trällern, da würde mir und denen etwas fehlen!!!!

Danke für das tolle Feedback!

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29.10.2015, Café International, Birgit Stübner

Begegnungen im Café International (Willkommen in Wermelskirchen)

Als wir (Jana und ich) das erste Mal im Café International waren, waren wir noch sehr zurückhaltend. Da wir selbst erst 1,5 Jahre in Wermelskirchen sind, kannten wir weder Initiatoren noch dort helfende Personen, und schauten uns selbst erst einmal um. Wir hatten viele Fragen an Frau Seng, und warteten ab, bis sie Zeit hatte. Wir hielten hierbei aufgrund der eigenen Unsicherheit Distanz, warum sich auch zunächst kaum etwas entwickelte. Die Distanz wird durch Flüchtlinge genauso respektiert wie die Aufmerksamkeit wiedergegeben wird. Durch die Verständigungsschwierigkeiten agieren sie recht feinfühlig.

Auf der Geburtstagsfeier von Willkommen in Wermelskirchen ging es bereits um einiges gelöster: Durch die Arbeit in Dabringhausen fiel es sowohl mir leichter, als auch den Flüchtlingen, die von dort zur Feier gekommen waren, mit den ersten Bruchstücken an Wortschatz aufeinander zuzugehen.

Und so war der zweite Besuch im Café International bereits ein voller Erfolg für den Austausch. Wir trafen dort ein Geschwisterpaar von der Geburtstagsfeier wieder, und konnten an die Gespräche anknüpfen. Im Nu kamen weitere Flüchtlinge als auch Einheimische dazu, und der Gesprächskreis wuselte sich auf Deutsch, Englisch, Arabisch durch das Gesprochene. Links wurde ins Deutsche übersetzt, rechts ins Arabische, quer rüber ins Englische. Wenn es nicht weiter ging, wurde ein weiterer dazugeholt, bis wieder alles verstanden wurde, und so wurde das Gespräch über Kekse, Bäckerei, Zutaten, gespickt mit Filmaufnahmen und Bildern aus dem Internet ergänzt, jeder trug ein Stück dazu bei, hatte Ideen und Anregungen.

Der Abend endete in einem langen Gespräch auf englisch mit einem Syrer, das so viel Austausch über Ansichten, Verhaltensweisen, Denkweisen beinhaltet hat, dass es mich immer noch beschäftigt. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen. Ich möchte meinen Gesprächspartner fragen, ob ich einiges des Inhaltes veröffentlichen darf, damit Ihr daran teilhaben könnt.

Menschlich lohnt es sich absolut, das Café International zu besuchen.